AWO-Kreiskonferenz blickt positiv in die Zukunft

Jahresergebnis und Nachwahlen im Vorstand läuten eine neue Ära ein

Wieder stolz darauf sein können, Mitglied der AWO zu sein. Dieser oder ein gleichlautender Satz fiel am vergangenen Freitag auf der Kreiskonferenz des Odenwälder Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt gleich mehrmals. Auch in den Abstimmungsergebnissen spiegelte sich der starke Wunsch wider, den Blick wieder nach vorne zu richten und mit Vergangenem abzuschließen, das das Ansehen und das Vertrauen in die AWO stark beschädigt hatte. Am Diskussions- und Klärungsbedarf bestanden keine Zweifel, weshalb es berechtigterweise Zeit brauchte, bis der Vorstand entlastet werden konnte. Mit zwei neuen Gesichtern reihten sich auch die Nachwahlen für die beiden Stellvertreterpositionen des Vorsitzenden in den Erneuerungsprozess ein.

18 Delegierte aus den sechs Ortsvereinen waren nach Michelstadt in das Mehrgenerationenhaus gekommen, um die Aktivitäten im vergangenen Jahr Revue passieren zu lassen. Durch die Sitzung führte der Vereinsvorsitzende Dirk Daniel Zucht (Beerfelden), der als Gäste den Verbandsreferenten der AWO Hessen-Süd, Alexander Ludwig, sowie zwei Vertreterinnen des Betriebsrats begrüßen durfte. Im Mittelpunkt stand die Bewertung des Geschäftsjahrs 2022, die aus inhaltlicher und wirtschaftlicher Sicht einhellig positiv ausgefallen ist. Es folgte die Entlastung des Vorstands, dem mit sieben Jastimmen, bei einer Ablehnung und zehn Enthaltungen das Vertrauen ausgesprochen wurde. Dem voraus ging eine in der Sache unterschiedliche Bewertung über die Aufarbeitung der von Schlagzeilen und Imagebeschädigungen begleiteten Vorgänge der früheren AWO-Spitze durch Zucht, der vor einem Jahr zum Vorsitzenden des Vorstands gewählt wurde.

Mehrheitlich wurde Zucht für seinen Mut und Einsatz und das dabei erzielte Ergebnis gelobt. „Zukunftsfest, vertrauenswürdig und stolz“, so Zucht, blicke der Kreisverband aktuell wieder nach vorne. Mehrere Delegierte teilten die Einschätzung, dass es der neuen Führung unter besonders schwierigen Bedingungen gelungen sei, den bereits einige Jahre vor der personellen Neuaufstellung ins Straucheln geratenen Kreisverband wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Ohne Schaden zu hinterlassen, konnte die lange Zeit in öffentlich geführten Diskussionen fehlerhaft dargestellte Bürgschaftserklärung in Zusammenhang mit der Übergabe des Betriebs der Altenpflegeeinrichtung Oberscholzenhof in Brensbach an den AWO-Bezirksverband Hessen Süd abschließend geklärt werden. Was sich bereits vor der Kreiskonferenz abgezeichnet hatte, der Rücktritt von zwei Vorstandsmitgliedern von ihren Ämtern, wurde durch geheim vorgenommene Wahlen kompensiert. Die Lücke in den Positionen der beiden stellvertretenden Vereinsvorsitzenden für die verbleibende Amtsdauer von einem Jahr wurde von Andreas Hennemann (Kirch-Brombach) und Harald Feit (Michelstadt) geschlossen.

Für Hennemann stimmten 22 Stimmberechtigte; zwei dagegen. Feit erhielt 19 Ja- und fünf Neinstimmen. Die Versammlung begrüßte die Verstärkung, die aus einem ausgewiesenen Verwaltungsfachmann, der sich auch in der Gewerkschaftsarbeit engagiert, besteht sowie durch einen absoluten Finanzspezialisten mit über 30 Jahren AWO-Zugehörigkeit. Zum Jahresergebnis, das Geschäftsführer Oliver Hülsermann (Michelstadt) vorstellte und von der Steuerberatungsgesellschaft gutgeheißen wurde: Das Geschäftsjahr 2022 schloss mit einem Gewinn von 21.000 Euro ab, was der Größenordnung der Jahre 2020 und davor entspreche. Verglichen mit dem Vorjahr (166.000 Euro), so Hülsermann, konnten wieder erforderliche Investitionen in die Immobilien in Michelstadt und Brensbach getätigt werden, was sich durch den Stillstand im Coronajahr 2021 nicht verwirklichen ließ und im Jahresergebnis entsprechend abgebildet hatte. Das Eigenkapital hat sich durch den Jahresüberschuss aus 2022 auf 1,9 Millionen Euro erhöht, was einer Eigenkapitalquote von 21,2 Prozent entspricht. Im Berichtsjahr lag die Bilanzsumme um 342.000 Euro unter der des Vorjahrs (von 9,1 Millionen reduziert auf 8,8 Millionen Euro). 61.000 Euro wurden in das Anlagevermögen investiert, das mit 8,2 Millionen Euro (8,5 Millionen) nahezu unverändert zum Vorjahr einen Anteil von 92,7 Prozent an der Bilanzsumme besitzt.

Ausnahmslos alle Betätigungsfelder des Kreisverbands konnten im Berichtsjahr ausgebaut werden. An Zahlen und Beispielen untermauerte Hülsermann den, nicht zuletzt durch Folgen der Pandemie gestiegenen Bedarf, wofür er beispielgebend die Familienbildungsstätte, Schulsozialarbeit, Schuldner- und Insolvenzberatung und Wohnungslosenhilfe aufzählte. Der wiedererlangte gute Ruf und ein hoher Qualitätsstandard haben auch im ersten Halbjahr des neuen Jahres zur Übernahme neuer Aufgaben durch die öffentliche Hand und damit zu Stellenausweitungen geführt. Wie Ludwig in seinem Gastbeitrag betonte, stehen für alle 19 Kreisverbände und 170 Ortsvereine Satzungsänderungen in Hessen-Süd an. Mit der Einführung sogenannter Stützpunkte in den Basisgemeinden sollen die Ortsvereine von Vereinsformalitäten entlastet und darüber neue und jüngere Mitglieder gewonnen werden.

 

Glückwunsch zur Nachwahl in die Führungsspitze: (von links) Geschäftsführer Oliver Hülsermann und der AWO-Vorsitzende Dirk Daniel Zucht gratulieren Andreas Hennemann und Harald Feit zur Wahl als stellvertretende Vorsitzende. (Foto: AWO Kreisverband Odenwaldkreis e. V.)

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