Ganztagsangebote an Schulen: AWO fördert Kinder in ihrer Entwicklung und in der Gemeinschaft

Angebote für Familien wie das Mehrgenerationenhaus, das Familienzentrum und die dort verortete Familienbildungsstätte zählen zu den Schwerpunkten der Aktivitäten des Odenwälder Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt (AWO). In der Jugendhilfe ist die Arbeiterwohlfahrt im Unterschied zu diesem zentralen Angebot in Michelstadt besonders stark vertreten an Grundschulen; dies in Form der unterrichtsergänzenden Grundschulbetreuung und mit Ganztagsangeboten. Was sich dahinter verbirgt, erklären Sonja Maurer und Schulleiterin Elke Maas von der Grundschule Wersau stellvertretend für die insgesamt sieben Standorte, an denen die AWO im Auftrag des Staatlichen Schulamts und der Schulverwaltung im Landratsamt tätig ist.

Für Elke Maas ist die kleine, mit 42 Kindern überschaubare Schule in dem zweitgrößten Ortsteil von Brensbach mit seinen knapp 1.300 Einwohnern genau das Richtige. Bis auf wenige Ausnahmen sind es ausschließlich Mädchen und Jungen aus dem Dorf, die die Schule besuchen. Seit 2012 unterrichtet sie hier; seit fünf Jahren ist sie Schulleiterin. Ebenso lange besteht das Ganztagsangebot der AWO. Begonnen hat es im Jahr 2017 in Regie der Gemeinde, doch bald sei diese an ihre Grenzen gestoßen, berichten die beiden Pädagoginnen. Mit der Arbeiterwohlfahrt folgte ein erfahrener Jugendhilfeträger, der die fachliche Anleitung und das pädagogische Knowhow im Alltag und damit eine Verlässlichkeit für Schule und Eltern gleichermaßen garantiert. Etwas anderes kann Maas sich nicht mehr vorstellen, denn auch an einer kleinen Schule „gibt es immer einen Anteil an Kindern, die besonders Unterstützung brauchen; von morgens früh bis in den Nachmittag hinein. Da ist es unerlässlich, dass der Austausch funktioniert, damit die Hilfe individuell erfolgt und von Hand zu Hand weitergereicht wird“, betont Maas.

Die Betreuungs- und Ganztagsangebote seien im Alltag nicht mehr wegzudenken. Wenn Maas vom Kollegium spricht, gehören die vier Mitarbeiterinnen und der Mitarbeiter der AWO wie selbstverständlich dazu. Alle sind mit Teilzeitverträgen beschäftigt. Den kürzesten Weg hat Sonja Maurer, die mit ihrer Familie in Wersau lebt und sich im Ort vielfältig ehrenamtlich engagiert. Als Koordinatorin für das Ganztagsangebot ist sie aber nicht nur Ansprechpartnerin für alle Fragen, sondern packt selbst mit an. An diesem Nachmittag leitet sie im Essensraum die Kinder gemeinsam mit der Hauswirtschafterin Birgit Weber an, Äpfel zu schälen und kleinzuschneiden, Butter und Mehl abzuwiegen, um daraus Apfelstrudel zu backen.

Unterdessen beaufsichtigen Ute Jung und Michael Jung draußen andere Kinder, die mit Dreirädern im Hof Runden drehen oder beim Ballspielen sich austoben. Zum Team zählt ferner Uta Weber, die als Honorarkraft an einem Tag in der Woche Näh- und Handarbeitsarbeiten anbietet. Unterstützt wird das AWO-Team von einer weiteren Person, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Rund dreiviertel aller Kinder, die die Grundschule besuchen, nutzen das Angebot am Nachmittag, das den Jahreszeiten angepasst für Abwechslung sorgt. Auf die bereits erfolgte Apfelernte auf der Schulwiese wird schon bald die Weihnachtsbäckerei und das Aufstellen und Schmücken des Weihnachtsbaums folgen.

Davon unabhängig, berichten die beiden Gesprächspartnerinnen, wird an der Schule großen Wert daraufgelegt, dass die Kinder Manieren, Sozialverhalten und Gemeinschaftssinn erlernen und einüben. „Hierzu zählen wir den Essensführerschein, eine Art Knigge fürs Mittagessen“, benennt Maurer ein Beispiel. Denn allzu groß ist der Raum nicht, in dem gerade gebacken wird und zur Mittagszeit die Kinder das angelieferte Essen in mehreren Gruppen nacheinander einnehmen. Da gilt es Regeln zu beachten, Rücksicht zu nehmen und Zeiten einzuhalten. Die Pädagoginnen sorgen auch dafür, dass der Spaß dabei nicht zu kurz kommt; so wie jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, wenn es von Unterrichtsende bis 15 Uhr hoch her geht an der Wersauer Grundschule.

Den Eltern und Kindern scheint es sehr gut zu gefallen. So verwundert es nicht, dass die AWO auch an der Grundschule in Beerfurth mit demselben Angebot tätig ist. Einen Überblick gibt AWO-Geschäftsführer Oliver Hülsermann: „Im Laufe der letzten fünf Jahre haben wir als Träger unser Engagement in der Schulbetreuung und im schulischen Ganztag, besonders an Grundschulen im Odenwaldkreis kontinuierlich ausgebaut. Wir verstehen es als Teil unserer gesellschaftlichen Verantwortung, Kinder in ihrer Entwicklung zu fördern und zu unterstützen. Der Ganztag ist ein hervorragendes Handlungs- und Lernfeld, um ihnen essenzielle Werte zu vermitteln und ihre Kompetenzen und Fähigkeiten über die Gemeinschaft herauszubilden.“ Schon heute arbeitet die AWO an neuen Konzeptionen und konkreten Ganztagsgestaltungen, um diese zunächst zu erproben. In die Umsetzung gehen sollen sie, wenn von 2026 an bis 2029 das Ganztagsangebot zunehmend für alle Kinder einer Grundschule zur Verfügung stehen muss.

Die AWO ist im Gersprenztal mit weiteren Standorten vertreten. In der näheren Nachbarschaft sind dies die Lindenhofschule in Brensbach und die Rodensteinschule in Fränkisch-Crumbach. Der zweite räumliche Schwerpunkt liegt in Rai-Breitenbach. Tätig ist die AWO hier an der Grundschule, der Breuberg-Schule, und an der Georg Ackermann-Schule.

Als Koordinatorin für das Ganztagsangebot ist Sonja Maurer vielseitig unterwegs an der Grundschule in Wersau - wie hier im Essensraum, wo sie gerade Kinder beim Apfelstrudelbacken anleitet. (Foto: AWO Kreisverband Odenwaldkreis e. V.)

 

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